Flexible Arbeitsplätze ja, aber zu welchen Bedingungen!

System Management

Von Walter Braun

Alle Welt spricht von Office unabhängiger Flexibilität und meint damit, selbstbestimmtes Arbeiten, vom Strand, der Liegewiese hinter dem Haus oder vom eigenen Wohnzimmer aus.

Schöne neue Wunschwelt könnte man meinen, wenn sie nicht doch schon Realität wäre. Angestellte in Schulbehörden, Vertriebseinheiten, freiberufliche Berater im Homeoffice oder eben auch Manager, die sich für einige Monate auf die Insel zurückziehen und von dort aus kreativ beflügelt Konzepte ausarbeiten und ihre Meetings telemedial abhalten, sind keine Exoten mehr in ansonsten traditionellen Arbeitsformen.

Flexible Arbeitszeiten sind möglich – auch für produzierende kleine Betriebe. Statt sich morgens und abends über quälende Staus zu ärgern oder Zeit auf der Straße zu verbringen, kann die Telearbeit durchaus neben der Abwechslung auch Spaß und Effizienz bringen.

Den Spaß bestätigen auch Umfragen, wonach immer mehr Führungskräfte mit stationären Arbeitsplätzen unzufrieden sind und attraktivere Arbeitsbedingungen wünschen. Entsprechend planen auch immer mehr Industriebetriebe flexible Arbeitsformen.

Über notwendige Bedingungen für die Praxis solcher Alternativen liest man allerdings eher am Rande. Wer immer auch flexibel arbeiten möchte, braucht meiner Meinung nach ein

  • gerütteltes Maß an Selbstdisziplin und Selbstführungsfähigkeit
  • soziales Umfeld im Home office, das effizientes Arbeiten ermöglicht
  • Führungssystem, das auf Telearbeitskonzepte ausgelegt und mit Chefs bestückt ist, die mehr von Vertrauen als von Kontrolle beseelt sind und
  • Mixtum von stationärem und Teleteamspirit.

Auch wenn der Trend zunimmt und diese Arbeitsform augenscheinlich attraktiv ist, sollte dennoch beachtet werden, dass sie nicht einfach die tradierte ersetzen kann, sondern an die Kultur angepasst werden muss. Denn wie sind Integritäts-, Loyalitäts-, Beurteilungs- und Identitätsprobleme mit welchen Konzepten aufzufangen? Wie ist mit Mitarbeitern umzugehen, die einen hohen Wert in der sozialen Interaktion am Arbeitsplatz sehen? Wie lassen sich Information und Kommunikation weiterhin als Sinn vermittelnde Werkzeuge in die Telearbeit integrieren?

Mit einer Zukunftswerkstatt kann in jedem Fall die Praktikabilität und der Nutzen einer solchen Arbeitsformveränderung einmal ausgelotet werden. Eine durchaus sinnvolle Investition, wie ich meine.

Kommentare

Wir praktizieren seit Jahren Vertrauensarbeitszeit und haben nur die besten Erfahrungen damit gemacht: motivierte Mitarbeiter, die verantwortungsbewusst sich in Abstimmung mit den Kollegen so organisieren, dass sie auch ihren privaten Angelegenheiten nachgehen können.

Als herstellendes Unternehmen sind Home Offices bei uns kaum realisierbar. Was jedoch Flexibilität ermöglichtt, sind zwischen Führungskraft und Mitarbeiter abgesprochene "Sozialzeiten" für Besorgungen etc. Gelegentlich werden bei Abwesenheit dann Springer eingesetzt.

Es mag ja ein langer Weg zum Vertrauen sein. Ein erster und nicht mal so schwerer ist die Umsetzung einer Vertrauensarbeitszeit. Identifikation mit dem Betrieb, Engagement bei der Arbeit und ein Zuwachs an Verbesserungvorschlägen von 10% sind bei uns die Ergebnisse davon. Ohne eine stützende Führungskultur würde aber die wertschätzende Abeitstruktur ihre Effekte aber nicht entfalten.
MfG Rolf Heinen

Wir praktizieren im PM seit Jahren Telearbeit und haben überwiegend positive Auswirkungen auf die individuelle Zufriedenheit der Mitarbeiter festgestellt. Wir vom BR stellen besorgt aber auch fest, dass Kollegialität, Teamgeist, gegenseitiges Helfen und informeller Austausch immer weniger werden. Solche Arbeitsformen können außerdem familiäre Strukturen so verändern, dass der Betrieb ganz weit oben steht und das soziale Miteinander, insbesondere die reflektierende Erziehung von Kindern, hinten runter fällt.
Die Zukunftwerkstatt ist gut geeignet, auf solche Gefahren aufmerksam zu werden.

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