Onlineshop - ein Begriff aus der Vergangenheit

System Management

Von Albert Manzinger

Ich werde in letzter Zeit öfter von Händlern angesprochen und gefragt, ob ich bei der Optimierung des Onlineshops helfen kann. Meist frage ich dann nach, was sie denn darunter verstehen. Oft geht es dann darum das Angebot zu verbreitern, die Produktabbildungen und -informationen zu verbessern und ähnliches. Danach ist relativ schnell klar, dass hier wirklich Hilfe nötig ist, allerdings sehr viel umfangreicher als vom Kunden zunächst gedacht. Alleine der Begriff Onlineshop hat für mich schon etwas antiquiertes. Dass man heute als Händler seine Waren auch über das Internet anbieten sollte, liegt auf der Hand. Ein Onlineshop, der parallel zu den Einzelhandelsgeschäften meist als zusätzliches Outlet betrieben wird, ist dafür aber nicht mehr der richtige Ansatz. Als ich noch im Handel tätig war, predigte man uns u.a., dass wesentliche Funktionen des Handels die Beratungsfunktion, die Sortimentsfunktion und die Lagerhaltungsfunktion wären. Alle sind schon seit langem ins Internet abgewandert. Die wenigsten Verkäufer haben den Überblick über die Warenvielfalt und auf Lager kann man alle Produkte schon lange nicht mehr haben. Welche Funktionen hat der physische Handel dafür dazubekommen? Vielleicht die Aushilfsfunktion? Der Kunde informiert sich zunächst im Internet. Wenn er dann fast sicher seine Wahl getroffen hat, schaut er sich das Produkt vielleicht im Handel nochmal an, bevor er dann den Preisvergleich wieder im Internet macht und dort dann schließlich auch bestellt. Der Handel hat also nur ausgeholfen die Auswahl zu treffen. Ist das lukrativ? Vermutlich nicht.

Das breitere Sortiment gibt es im Internet.
Die umfangreicheren Informationsmöglichkeiten findet man auch im Internet.
Häufig (aber nicht immer) gibt es auch den besten Preis im Internet.
Die Aufwände für Miete und Personal sind bei E-Tailern naturgemäß geringer,
..dafür haben sie meist die wesentlich leistungsfähigere Systemlandschaft (die aber nicht ganz billig ist)

Wenn ich also als Händler in der Zukunft noch eine Chance haben möchte, brauche ich eine Digitalstrategie und nicht nur einen Onlineshop.

Ich muss mir überlegen wie ich die Online- und Offlinewelt verschmelze und geschickt die jeweiligen Vorteile nutze um mit der Gesamtstrategie meinen Kunden die Vorteile biete, die sie zu schätzen wissen und deshalb bei mir kaufen. Deshalb sind alle Bereiche im Unternehmen betroffen. Das beginnt beim Marketing, setzt sich im Vertrieb fort und endet nicht bei Lager und Logistik. Deshalb sollte die Digitalstrategie auch direkt vom CEO in Auftrag gegeben werden. Dabei ist meist zu empfehlen wichtige Funktionen, wie Marketingleitung und Vertriebsleitung mit einzubeziehen. Unter Umständen ist die aktuelle Organisationsstruktur zu überdenken und an die neue Strategie anzupassen. Meist völlig daneben geht der Ansatz wenn eine eigenen E-Commerce Abteilung gegründet wird, die dann wie das 5te Rad am Wagen so nebenbei mitläuft.

Allzulange warten sollte man damit auch nicht mehr. Die besten Plätze sind schon fast alle besetzt und wenn sich da mal eine Firma so richtig etabliert hat, bekommt man nur noch schwer ein Bein auf den Boden. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass so ein ganzheitlicher Prozess seine Zeit dauert, ganz abgesehen von der technischen Entwicklung die meist auch nicht trivial  ist. Bis es also so weit ist, gehört vielleicht auch der Begriff E-Commerce schon der Vergangenheit an….

Deshalb, packen Sie es an...
 

Kommentare

Der stationäre Handel hat für Nippeswaren ausgedient. Das müssen die vielen Krämer endlich kapieren und ihr Geschäft aufgeben oder exklusiver machen. Ein Buchhändler hat erkannt, dass er mit seiner Kosten- und Erlösstruktur gegen online nicht ankommt und verkauft jetzt Bücher, regionale Kunst etc in Verbindung mit Kleinkunstangeboten, regelmäßigen Verkostungsevents und Kulturworkshops.

Hallo Herr Voigt, das Beispiel Handel zeigt, welches Beharrungsvermögen viele Firmen haben. Ich seh das so wie sie, jeder muss sich selbst fragen, welchen Mehrwert er seinen Kunden bietet und wenn er keinen hat, sollte der geschaffen werden. Das ist auch keine Einmalaufgabe, sondern gehört permanent hinterfragt.

Die Lebenskurve von Geschäftsmodellen ist ähnlich der von Produkten. Und wie da muss man auch dort rechtzeitig anfangen, durch Innovationen sie zu verlängern. "Zukunftwerkstätten" helfen aber nicht in der Krise. Angebracht sind sie eigentlich auf dem Höhepunkt des Erfolgs. Und das ist das Problem, denn da läuft ja alles prima und der Händler sonnt sich im Glanz seiner Zahlen. Kaum einer weiß auch, was Gescheites mit Digitalstrategie anzufangen. Und damit das nicht auffällt, macht er halt einen Online-Shop.

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