Personalentwicklung am Scheideweg

System Management

Von Walter Braun

Verantwortliche in der Linie und in Stäben sind konfrontiert mit gesellschaftlichen, technologischen und individuellen Entwicklungen, die sie in immer kürzeren Takten erreichen, und denen sie oft hilflos gegenüber stehen beim Versuch, ihnen gerecht zu werden.

Auf lange Sicht angelegte Geschäftmodelle sind vor dem Hintergrund des rasanten Wandels in Technologie, Globalisierung und Digitalisierung eher weniger geeignet, fit und zukunftsfähig ein Unternehmen zu halten. Etabliertes Schritt für Schritt Abarbeiten von Projekten steht ebenso wenig auf der Hitliste innovativer Firmen wie gradlinige Karriereverläufe oder gar –planungen. Auf der Hitliste stehen vielmehr Fähigkeiten, mit Unsicherheiten umzugehen, Wissen mit anderen zu teilen und mit flexiblen Organisationsstrukturen Mehrwerte zu schaffen. Dazu braucht es Menschen, die Traditionen infrage stellen, sich in ihren eigenen Ecken und Kanten kennen, sich mit anderen zu einer starken Gruppe formieren und ihre Ich-Bedürfnisse mit dem Wir-Gedanken zu synchronisieren fähig sind. Diese sind nicht einfach nur da oder nicht. Sie müssen sich aus den gegebenen Bedingungen und Anforderungen heraus entwickeln können.

Personalentwickler müssen darauf Antworten und Konzepte finden. Sie brauchen ein stabiles Selbstverständnis, Mut für neues Design und neue Inhalte ihrer Angebote, und die Bereitschaft, uniforme Themenkataloge dem Altpapier zu übergeben. Arbeitsimmanente Lernformen, die Integration von individueller Ressourcenentwicklung in den betrieblichen Kontext, das Befähigen, Unbestimmtheit auszuhalten und die innere Transparenz von Stärken, Schwächen und Reserven bei Fach- und Führungskräften herzustellen, werden zu inhaltlichen Wegmarken ihrer Arbeit. Das Organisieren von Hotels, Seminarterminen und Trainern oder Themen wird musealen Charakter haben und wohl nur noch zum amüsierten Kopfschütteln über soviel Ressourcenvergeudung der Luxusstabstellen und Me-to-Kulturen anregen.

Die Zeiten, in denen Seminarverwalter die Hauptakteure der betrieblichen Personalentwicklung waren, dürften daher langsam vorbei sein.

Kommentare

Solange die PE sich in ihrem Bemühen um Professionalisierung an dem engen Begriff der Fort- und Weiterbildung festhält, wird sich kaum was ändern. Die Referenten müssen raus aus ihrem pädagogischen Berufsbild und zum konzeptionell ausgerichteten Manager auf Zeit in der nachfragenden Abteilung werden. Seminarkataloge können ruhig weiter von PE-Verwaltern organisiert werden. Sie werden weiterhin notwendig sein, weil sie auch unterschiedliche Zielgruppen in offenen Seminaren zusammenführen und allein damit zur abteilungsübergreifenden Kultur beitragen. Die Musik wird jedoch beim Arbeitsplatzlernen spielen.

Die Integration der PE-Inhalte in die Arbeitsaufgaben ist eine interessante Idee. Sie sollte jedoch selbstverantwortlich von den Teilnehmern an einer solchen Initiative erfolgen. Außerdem ist ein hohes Maß an vorbereitendem Selbstlernen zur Schaffungbeiner ausreichenden Wissensbasis erforderlich. ergänzen könnte man solche Konzepte mit gecoachten Microlerneinheiten von 30 - 45 Minuten.

VG Maren Viola

Natürlich führt die Zukunft der Unternehmen auch zu einem Umdenken der Geschäftsmodelle. Die Ablösung bzw. der Übergang zu einem neuen Ansatz erfolgt aber stetig, in kleinen Schritten und je nach Pioniermentalität forciert; selten abrupt. Deswegen: Neue PE-Formate so viel wie nötig und alte so wenig wie möglich.

Unsicherheiten sind allgegenwärtig im Business. Kaum eine Entscheidung fußt auf sicherer Grundlage. Hier kann man m.E. keine Techniken trainieren, sondern nur über das Verändern von Einstellungen und Überzeugungen weiter kommen. Da frage ich mich aber, ob das im betrieblichen Kontext überhaupt möglich ist. Ich meine: Nein. Es fehlt dafür die geschützte Atmosphäre einer therapeutischen Intervention. Ich glaube auch nicht, dass Menschen in Ihrer Persönlichkeit umzumodeln sind. Jedenfalls nicht im Betrieb. Bleibt also nur der Weg über Neueinstellungen.

Die PE steht zwar nicht am Scheideweg, kann aber auch nicht mehr so tun als ob sich betrieblich und individuelle. Bedürfnisse nicht andere geworden sind. Im Seminarraum ist Lernen immer artifiziell und abstrakt, wenn der Transfer nicht die didaktische Marschroute ist. Leider leben auch einige schnellgebräunte
Gurutrainer ihr Ego und Halbwissen auf Kosten des Praxiserfolgs aus. Ich habe immer dann gute Erfahrung mit Trainern gemacht, wenn die sich auf die praktische Anwendung, deren Grenzen und die gesetzten Ziele des Trainings eingelassen haben.

Wissen zu teilen ist schon immer eine knifflige Aufgabe, die Personalentwickler alleine auch schon deswegen nicht bewältigen können, weil es auch ein strukturell und kulturell zu behandelndes Thema ist. Nichts Neues also. Ebenso müssen Fach- und Führungskräfte schon immer entscheiden, ohne ausreichende Informationsbasis. Und: Wie schon immer scheitern PE-Abteilungen, wenn sie nur Bildungskataloge aufstellen und abarbeiten können. Heute wird das aber früher erkannt und durch klar definierte Anforderungen zu verhindern versucht.

Neuen Kommentar schreiben

(If you're a human, don't change the following field)
Your first name.
(If you're a human, don't change the following field)
Your first name.
(If you're a human, don't change the following field)
Your first name.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Internet- und E-Mail-Adressen werden automatisch umgewandelt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.