Mythos Führung

System Management

Von Walter Braun

Oft genug sind wir konfrontiert mit der Frage, wie man Führungskräfte fit machen kann. Erwartet werden dann hippe Führungsmodelle oder neueste Motivationstheorien aus dem Backofen psychologischer Menschenbeglücker.

Führungskräfte werden vermessen, in Rollenschablonen gegossen, an Wirtschaftsstrukturen ausgerichtet, gesellschaftlichen Werten verpflichtet, in situative Anforderungsprofile gepresst, als Nabel der Wertschöpfung gesehen und so weiter. Es sollte einem Angst und Bange werden bei soviel Herausforderung. Aber nein, es gibt ja Hilfe.

Granular wird seziert, was die neuesten Erkenntnisse der Neurobiologie, -psychologie, -pädagogik, - fehlt nur noch die –chirurgie, aber auch die wird nicht allzu lange auf sich warten lassen, zu bieten haben. An Veröffentlichungen dazu fehlt es jedenfalls nicht und auch nicht an wortstarken Protagonisten, die selbst bei nur peripheren Kenntnissen in den Disziplinen Superleader Programme daraus basteln. Dankbar nehmen Weiterbildungsabteilungen deren Wunderpillen auf. Beweisen sie doch ihren Auftraggebern gegenüber, dass sie up-to-date sind. Gut: Es schadet ja kaum und solange das Bildungsbudget sich damit sichern lässt – why not! Nur: Super aufgemöblelte Programme bewirken halt auch wenig. Denn ob transaktional, transformational, neuronal, klerikal oder karneval geführt wird, ist nebensächlich, solange in Command- & Control-Ideologien solche Führungsstile eingebettet sind, dominiert die Unterordnung und obsiegt die Weisungsmentalität. Und solange daraus Status und Verantwortung in Anspruch genommen werden, resultiert die implizite Überzeugung, anderen zu ihrem „Glück“ verhelfen zu müssen. Und damit das optimal vollzogen werden kann, werden Trainings als weißer Ritter in der Not gebucht. Ob man die aber braucht, möchte ich bezweifeln.

Wer sich von seinem Chef angenommen fühlt und ihn auch selbst respektiert, geht bereitwillig an seine Leistungsgrenzen, identifiziert sich mit der Arbeit und dem Unternehmen und handelt proaktiv im Sinne der Unternehmensziele. Das sind mittlerweile gut belegte empirische Befunde. Die Wirkung einer Führungskraft hängt also von dessen Überzeugungen ab und nicht von seinen Trainingsbesuchen.

Wer nicht versteht, dass Menschen ernst genommen und respektvoll behandelt werden möchten, kann trainiert werden in welchen Stilen er auch immer will: Er wird scheitern.

Wer also Wirkung mit seinem Invest in die Führungskräfte erzielen und nebenbei auch Geld sparen möchte, sollte seine Führungskräfte danach auswählen,

  • ob sie in ihrem Werteverständnis Mitarbeiter auf gleicher Augenhöhe sehen und grundsätzlich als Menschen schätzen

Und er sollte ihnen im Führungsalltag danach Feedback geben, inwieweit sie ihren Mitarbeitern

  • mit Respekt und Achtung begegnen
  • ein authentisches Vorbild sind und
  • proaktiv vertrauen.

Eine solche Feedbackkultur, Ermunterung zu einem achtsamen Umgang und den Raum dafür auch in betriebskritischen Zeiten geben, bringen mehr als Trainingstourneen durch das Horrorkabinett von selbstverliebten Theoretikern und Motivationsgurus.

Menschen suchen Respekt, Anerkennung und Zutrauen. So einfach ist es. Wer das erst trainieren muss, hat es nicht verstanden. Man muss es auch nicht trainieren, denn diese Form der Wertschätzung kommt aus dem Nachdenken darüber und der Einsicht dazu. Wenn die gegeben ist, sind Holprigkeiten im Verhalten schnell ausgebügelt.

Kommentare

Jede Abteilung versucht durch Aktivitäten für ihre Berechtigung zu sorgen. Je auffälliger, umso nachhaltiger bleibt der Eindruck. Dass dann bei den prominentesten Zielgruppen, nämlich den Führungskräften, aus vollen Rohren geschossen wird, kann man verstehen. Wir machen es einfacher, wir prüfen, was die Kurse im Tagesgeschäft verändern sollen und konzipieren dazu die Inhalte. Oft läuft es auf Ihre Empfehlung hinaus, Gespräche zur Reflektion über die Aufgaben derbFührungskraft zu führen. Übrigens haben wir so auch die ritualisierten Beurteilungen abgeschafft.

Es kann sehr wohl Sinn geben, mit Trainings seine Art der Kommunikation bewusster werden zu lassen und sie zu ändern, wenn man damit seine Mitarbeiter besser erreicht. Das hat auch nichts mit Verbiegen zu tun. Es ist auch ein Zeichen von Respekt dem Mitarbeiter gegenüber.

Die VUCA-Welt wird im Wesentlichen von ebensolchen volatilen, vernetzten und Unsicherheit ertragenden Menschen bewältigt. Wer außer Führungskräften kann sich mit solchen Herausforderungen beschäftigen? Fachkräfte sind auf hohem Niveau mit ihren Spezialistenaufgaben beschäftigt und haben für diese eher strategischen Anforderungen weder formale Macht, noch Zeit und Know-how. Führungskräfte wird es daher immer brauchen, um mit Weitsicht und nicht mit Aktionismus auf die volatilen Herausforderungen reagieren zu können.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut" lässt Saint Exupery seinen kleinen Prinzen sagen und trifft damit den Kern der Sache: Respekt, Zuwendung und Wertschätzung lassen sich nicht mechanisch mit Trainings, Appellen oder Psychotricks erzeugen. Sie wachsen auf dem Nährboden eines wertebezogenen Menschenbildes, das die Würde und Einmaligkeit eines Menschen zur Grundlage hat. Was aus den hochgejazzten Führungstrainings rauskommt, sieht man an den von Raffgier infizierten Managern, die auch vor skrupeloser Ausnutzung von Ressourcen und Menschen nicht zurückschrecken. Danke, Nein!

Unterm Strich bedeutet Führen: Einfluss nehmen. Je unklarer also Vorgaben, Ziele etc sind, desto mehr muss auf das Verhalten von Mitarbeitern eingewirkt werfen, da diese ja Orientierung suchen. Besonders in veränderlichen, dynamischen und mehrdeutigen Situationen wird das Orientierungsdefizit sichtbar und Führung nicht zum Mythos sondern zur Notwendigkeit. Da teile ich den Kommentar "Weitsicht".

Wer anderen mit Respekt begegnet und sie nicht instrumentalisiert, erhält ebenso Respekt. Ein Praktikant hat beimengst einmal die Führungskultur in Beziehung zu Wirtschaftlichkeit, Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeitermotivation gesetzt. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutungen eines positiven Zusammenhangs zwischen Wertschätzung und Erfolg

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